An die Unbekannte Geliebte
Mein Wunsch
benennt Dich.
Mein Traum
erkennt Dich.
Mein Hoffen
verrennt sich.
Mein Verlangen
verbrennt Dich.
Meine Angst
trennt sich.
Dein Verlust
beflennt mich.
Schlicht-Gedicht
Sieben Worte,
dreigezeilt,
zwei Minuten dran gefeilt.
Siebzig Jahre nach Auschwitz
Was soll uns braven Deutschen denn,
auch siebzig Jahre nach Auschwitz,
anderes übrig bleiben,
als jeden Tag sechs Millionen Gedichte zu schreiben.
Misserfolg
Schön und gut,
aber:
nicht gut genug.
Gut und schön
aber:
Es bleibt beim alten Selbstbetrug.
Holunder
Und plötzlich,
da blüht der Holunder,
mitten hinein in dein entblößtes Gesicht,
erblüht durch das offene Fenster,
deines nackten schwer atmenden Herzens,
dieser Duft aus Katzen und Tanz;
Du siehst ein Elfenbeinleuchten,
hörst das Fabeltier wimmern
und du spürst auf den Muskeln
die Schlangenhaut schimmern,
während die Dämm’rung die Sehnsucht verbrennt.
Trunken vor jungen Gewittern,
Böen aus lauwarmem Bier,
Donnerlallen und Blitzetaumeln
wankt rüber vom Schützenfest her,
ersäuft in der Brandung vom Autobahnmeer,
den Nulluhrzug trägt der Wind durch die Luft
und im Haar der Nacht hängt schwer der Duft,
der Duft vom Heu auf den Wiesen.
Scheiß Kunst !
Ich scheiße auf die Kunst,
ich scheiße auf die Künste,
es dauert gar nicht lange,
da riecht ein Kritiker die Dünste
und schreibt:
„er hat die Kunst erneut“,
das hat mein Künstlerherz erfreut.
An das Glück
Glück!
Du gehst mir mächtig auf den Senkel,
liegst breit da und zeigst mir deine Schenkel,
Glück!
Du gehst mir tierisch auf die Eier,
für deine alte Kummernummer
such dir einen andern Freier.
Glück!
Du gehst mir elend auf den Sack,
um mich rum nur lauter Wünsche,
dieses unzufried’ne Pack.
Glück!
Du läufst mir voll gegen den Strich,
weidest dich an meinem Bettel,
amüsierst dich königlich.
Glück!
Du gehst mir absolut quer runter,
wenn meine Tage grau sind ,
treibst du’s noch kunter bunter.
Glück!
Du gehst mir kalt unter die Haut,
meine Knochen knirschen mürbe,
bin nicht mehr so straff gebaut.
Glück!
Du gehst mir quer am Arsch vorbei,
knöpf dir deine Bluse zu,
scher dich zum Teufel,du bist frei.
Glück!
Du gehst mit tödlich an die Nieren,
schon nach zwei drei Gläschen Wein
und vier fünf sieben Bieren.
Glück!
Du gehst mir derbe auf’s Gemüt,
direkt vom Hypothalamus
schleicht sich dein Druck mir in’s Geblüt.
Glück!
Du gehst mir höllisch auf den Keks,
predigst mir Gemüse
und ernährst dich selbst von Steaks.
Glück!
Du gehst mir total auf den Zeiger,
höchste Zeit,
dass ich mich dir verweiger‘
Glück!
Du merkst,bei mir is nix zu holen,
bleib dort wo du bist und mir gestohlen,
bist in keinem Fall ein Fall für mein Empfinden,
mich in irgend einer Form an dich zu binden.
Glück!
Du gehst mir schrecklich auf den Geist,
Ich hab schon längst Ersatz für dich,nur damit du’s weisst.
kenn da eine,schon seit läng’rer Zeit,
etwas scheu,doch hält sich brav bereit,
wunderbar ist es mit ihr zu zweit,
Händchenhalten mit der Selbstzufriedenheit.
Heute mein today (nicht für Heinrich Detering)
Heute mein today
in the morning um sechs
die rote Karte in den Brötchenautomaten gesteckt,
Yea mein today
hard working man der ich bin,as I say,
die Schubkarre über den Kreisverkehr Richtung Arbeiterdenkmal geschoben,
man soll den Morgen nicht vor dem evening loben.
Geschredderte Kuhhörner über this land is my land verstreut
und Mittags einen Rest Kartoffelbrei
unter den Spargelsud von Maggies Farm gequirlt,
damit der kleine Bettelmönch (Heu-Te) in mir einmal satt wird.
In der Kunstpause between Einatmen und Ausbrennen
die Nachtannoncen durchgeharkt,
aber nobody wants me,
keiner kauft mehr Selbstgestricktes.
mich gefragt Why dogs run free
und wie abgewurzelt
mit den Dolen unter Platanen-Gerüsten gesessen,
und mir die Eiswaffel aus den Fingern picken lassen.
Vom house of the rising sun stürzen plötzlich die Mitmachträume,
da habe ich mir einen roten Anthologie-Helm über mein talkin-blues-Hirn gestülpt
bis endlich,it’s all right Ma, die Nachtfalter-Fallen angeknipst wurden
und der Schlaf mich tot stellte
und ich nicht mehr twice thinken konnte
in meinen schafwollenen Watchtower-Kissen.
It ain’t you man,it ain’t you!
besang jemand mit erbrochener Stimme,
heute mein today.
so far away
fare thee well.
Zwei Mittelmaß Regeln
Besitzt du Maß,
doch wenig Mittel,
schwächelt meistens schon der Titel.
Nutzt du Mittel
ohne Maß,
merk dir:
Heu wird nie zu Gras.