Monthly Archives: September 2016

Hängematte , Nachmittags-Text passend zum Sonntag den 25.09.2016

Posted on 25 September, 2016 in Uncategorized

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Hängematte

 

Aufgespannt,

in locker handgewebtem bunten Bogen,

zwischen lindenfestem Baumbestand,

mich , dem Pflichtenzwang entzogen,

aus des Denkens vertikaler Last erlöst,

hoch in’s weit Verzweigte rauf gedöst.

 

Über all dem seesackblau verschoss’nem Lächeln,

tätowiert ein schattenlichtes Blätterfächeln,

gleitet mir das Buch aus meiner Hand,

das mich blinzelnd mit den Regel-Resten dieser Welt verband.

 

Schläfrig schaukelnd in der Schöpfung Mutterleib,

Dasein als beglückt entrückter Zeitvertreib.

 

 

 

 


Ypsilon , Mittags-Text am Sonntag den 25.09.2016

Posted on 25 September, 2016 in Uncategorized

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Ypsilon

 

Welch einen Ruch

trägt dieser Stabe,

der faulsten einer,

jener Knabe,

in jedem Buch;

und doch welch Aus

welch Name,

welch Gehabe,

nimmt er sich raus

wie keiner,

(ja grade das ist das Infame)

unter geeinter Bruderschaft

in manisch purem Ego-Saft

(ich finde es als Lyriker zum  kotzen)

dreisilbig so sich auf zu protzen.


Tut Not (im Dutzend) Morgen-Text vom Sonntag den 25.09.2016

Posted on 25 September, 2016 in Uncategorized

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Tut Not (im Dutzend)

 

1.     Vorbereitung auf den Tod

2.     eine starke Frau im Boot

3.     Morgens frisches Vollkornbrot

4.     Nachts der Sterne Silberlot

5.     Gut geformter fester Kot

6.     Auf die frische Wunde Jod

7.     Kafka lesen dank Max Brod

8.     Nicht mehr quarzen wie ein Schlot

9.     Trotzdem ein Mann aus Korn und Schrot

10.   Frei zu sein von a la mode

11.   Staunend steh’n im Abendrot

12.   Zu guter letzt ? Na ja , marode.


Ökologie , Abendtext vom 24.09.2016

Posted on 24 September, 2016 in Uncategorized

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Ökologie

 

Morgens,Mittags,Abends in die Flasche pissen,

du musst wissen,

dass ich einen Garten habe,

den ich hege,dünge,grabe,

und den Dünger selber produziere,

über Milch und Tee und Saft,

und der Technik meiner linken und der rechten Niere,

Stickstoff injiziert dem Fliederduft die Kraft.

 

Eins zu Zehn verdünnt die trock’nen Beete gießen,

schau wie leuchtend gelb die späten Sonnenblumen sprießen,

Mädchenauge,Phlox und die Rudbeckien blüh’n,

und des Rasens Flor er schimmert Harnstoff-Grün.

 

Warum teure Mittel kaufen,

denn allein durchs Wasser saufen,

spendet dir dein Körper seinen Dünger-Segen

und du schenkst ihn der Natur zurück als warmen Blasen-Regen.

 

 

 

 

 


Gütiger Gott , Nachttext vom 23.09.2016

Posted on 23 September, 2016 in Uncategorized

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„Gütiger Gott !“

 

„Gütiger Gott !“

rufe ich aus,

Wenn sie die Nagelbomben werfen,

ihre Sprengstoffgürtel fest zurren,

Ferienkinder wie Kaninchen abknallen,

Handgranaten in Pendlerbussen zünden,

und mit Flugzeugen in Hochhäuser rasen.

 

„Gütiger Gott !“

schreie ich,

wenn sie die Nägel von den Fingern reißen,

die Köpfe minutenlang unter Wasser drücken,

Körper an ausgekugelten Armen aufhängen,

Stromstöße durch Vagina und Hoden jagen

und die blutige Haut in Fetzen vom Fleisch peitschen.

 

„Gütiger Gott !“

stöhne ich,

wenn sie Frauen steinigen,

Männer nieder knieen lassen ,

um ihnen die Köpfe ab zu schlagen,

Kinder vergewaltigen

und die Alten auf dem Dorfplatz zusammentreiben

um sie nieder zu mähen.

 

„Gütiger Gott !“

wimmere ich,

wenn morgens beim Aufstehen

der Ischias bis in die Verse feuert.

„Gütiger Gott !“


Zeitfenster , Abendtext für Gertrud Kolmar

Posted on 23 September, 2016 in Uncategorized

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Zeitfenster

 

Die Zeit zum Fenster raus geworfen,

und schöne Worte hinterher,

wenn alte Wunden sich beschorfen,

dann Freunde juckt es um so mehr.

 

Mit Zeit das Fenster eingeschmissen,

mich selbst gebracht um meine Ruh,

ein altes Narbmal aufgerissen,

das heil ich mir mit Sprechbrei zu.

 

Mein Fenster fest mit Zeit vernagelt,

und einen Vers hinein gekratzt,

Wenn’s draußen Lebensschelte hagelt,

hab ich mich in dein Buch verratzt.

 

Ein Fenster in die Zeit gebrochen,

und es mit Kritzelei verglast,

besternte Verse nachgesprochen,

schön deutsch erblüht,dann deutsch vergast.

 

Die Zeit im Fenster tot geschlagen,

Heft zugeklappt und weggestellt,

den Wandergrad sprich wörtlich wagen,

dem Werdegang mich zugesellt.

 

Durchs Fenster in die Zeit gesprungen,

und mich auf einen Weg gemacht,

was mir nicht an der Wieg gesungen,

noch vor der Bare klar gemacht.