Nachts
Nachts,
wenn ich nicht schlafen kann,
zerreiße ich die letzten Strophen,
steck sie in den kalten Ofen,
zieh mir dicke Socken an,
hock mich vor die Flimmerkiste,
streife durch die dunklen Zimmer,
manchmal wird es davon besser,
meistens wird es nur noch schlimmer.
Nachts,
wenn ich nicht schlafen kann,
muss ich meinem Atem lauschen,
auf des Grübelns Echo-Rauschen,
Selbstgespräche leiern an,
kitzeln aus den Notebooktasten
krude Phantasiekonstrukte,
längst verworf’ner Rotstift-Jahre,
totgebor’ne Wunsch-Produkte.
Nachts,
wenn ich nicht schlafen kann,
öffne ich die Kühlschranktüre,
bück mich nach der Konfitüre,
mache laut das Radio an,
löffle einen Erdbeeryoghurt,
schäle mir die Mandarine,
hör mein Kaugeräusch vermengt,
mit der Schubert-Violine.
Nachts,
wenn ich nicht schlafen kann,
kichern meine alten Lieben,
von der Tratsch-Lust angetrieben,
biedern sie Erinn’rung an.
Nichts als alte Knatsch-Geschichten
kommen wieder aufs Tapet,
lieblos klingelt in den Ohren,
dieses Lippenstift Couplet.
Nachts,
wenn ich nicht schlafen kann
zerreiße ich die letzten Strophen,
steck sie in den kalten Ofen,
zieh mir dicke Socken an,
hock mich vor die Flimmerkiste,
streife durch die dunklen Zimmer,
manchmal wird es davon besser,
meistens wird es nur noch schlimmer.