Monthly Archives: Dezember 2016

An diesem Tag , überarbeiteter Text von 1982 ,Wales ,Mynachlog-ddu, Clynderwin,Dyfed

Posted on 26 Dezember, 2016 in Uncategorized

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An diesem Tag

 

An diesem Tag

wachte ich auf ohne Schmerz

und fand Freude am Licht,

so wie es war,

ohne Einwand.

 

An diesem Tag

ging ich meiner Arbeit nach

frei von Widerwillen.

Ich legte Pausen ein,

wenn sie sich boten,

betrachtete dabei lange

das Land und den Himmel ringsum.

 

An diesem Tag

redete ich nur wenig,

wurde freundlich geduldet,

geriet mit niemanden in Streit,

nahm als Geschenk diesen Tag

und das was andere wussten.

 

An diesem Tag

sah ich ein seltenes Tier

und mir bis dahin unbekannte Blumen,

saß auf der Bank im Garten am Abend,

als rot der Mond aufging über dem Dach.

 

An diesem Tag

litt ich weder Hunger noch Durst,

nichts drückte mich all zu tief,

nichts hob mich übermäßig hoch,

alles schien sich zu  fügen.

 

An diesem Tag

legte ich meine Furcht ab,

verteilte die restliche Last

gleichmäßig auf beide Schultern,

so ging ich, aufrecht gelassen,

von diesem Tag in den nächsten.

 

 

 

 

 


Mitten in der Nacht , aus „Lieder für kältere Zeiten“ 25.12. 2016

Posted on 25 Dezember, 2016 in Uncategorized

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Mitten in der Nacht

 

Jemand hat nach mir gerufen,

mitten in der Nacht,

weiß nicht bin ich noch im Traum,

oder bin ich schon erwacht.

Mache Licht und lausch in’s Leere,

hör den Regenwind,

jemand hat nach mir gerufen,

flehend wie ein Kind.

 

Jemand hat nach mir gerufen,

mitten in der Nacht,

weiß nicht,bin ich noch im Traum,

oder bin ich schon erwacht.

Press den Kopf in meine Kissen,

seh‘ die Bilder zieh’n,

will ein Bruchstück für mich retten,

doch die Schemen flieh’n.

 

Jemand hat nach mir gerufen,

mitten in der Nacht,

weiß nicht bin ich noch im Traum

oder bin ich schon erwacht.

Spür den Wellenschlag des Dunkels,

sink durch Jahre tief,

flüsternd regt sich die Erinn’rung,

die am Grunde schlief.

 

Jemand hat nach mir gerufen,

mitten in der Nacht,

weiss nicht bin ich noch im Traum,

oder bin ich schon erwacht.

Das sind meine Tagtraum-Namen,

hier das kurze Nachtgebet,

leise summt der bunte Kreisel,

vom Vergessen sanft gedreht.

 

 

 

 


Lamento , Abendtext vom 25.12. 2016

Posted on 25 Dezember, 2016 in Uncategorized

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Lamento

 

Kapierst du wie mir ist?

Wenn der Reim mich frisst,

wenn der Takt mich schlägt,

das Wort mein Leben prägt,

die Zeit in Strophen sägt,

die Theorie mich peint,

die Praxis sich verneint,

wenn mich das Sprachbild bläht,

der Einfall mich verschmäht,

und Hemmung in mir sät,

wenn die Pointe platzt,

der Stil sich krumm verpatzt,

wenn mir das Thema stinkt

und der Vergleich mir hinkt.

 

Wenn die Metapher scheitert,

harsch die Kritik erheitert,

die Impotenz verbreitert,

wenn Klang kraftlos versackt,

den Witz damit verkackt,

Lustlosigkeit mich stresst,

Inspiration verlässt,

DIE EINE Silbe fehlt,

Habnixzusagen quählt

das Versmaß überquillt,

mich einen Stümper schilt,

deshalb die Form versperrt,

falsch fühlen an mir zerrt,

mein Vorbild mich verhöhnt,

die Bring-Schuld in mir stöhnt,

der Ehrgeiz mich verzehrt,

Selbstzweifel mich beschwert,

Wenn nichts den Wortlaut stillt,

die Engelszunge schwillt

und eine Stimme spricht,

„In Gottes Ohr, So nicht!!!“

 

Verstehst Du wies mir geht?

Wie’s wörtlich um mich steht?

Wie mir zu Mute ist?

Voll lyrisch angepisst !

 

 

 

 

 

 


In’s Feuer , aus „Lieder für kältere Zeiten“ Eintrag vom 25.12. 2016

Posted on 25 Dezember, 2016 in Uncategorized

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In’s Feuer

 

Komm setz dich zu mir

und erzähl mir was,

draussen ist es kalt und nass.

Is‘ ne gute Zeit um sich was zu erzählen,

den Kamin anmachen und Orangen schälen,

denn ich schau so gern

und du schaust so gern,

wir beide wir,wir schau’n so gern,

wir schau’n so gern ins Feuer.

 

Komm rück’n bisschen näher,

bitte lies mir doch was vor,

denn ich hab deine Stimme

so gerne im Ohr,

is‘ ne gute Zeit jetzt für lange Geschichten,

um uns beide noch näher aneineinander zu dichten,

und ich schau so gern

und du schaust so gern,

wir beide wir,wir schau’n so gern,

wir schau’n so gern in’s Feuer.

 

Ach bitte bleib doch noch’n Weilchen,

wir ham noch Nüsse und Wein

und zwischendurch da dösen wir,

ein kleinwenig ein,

es is‘ so schön warm hier,

so schön kuschlig und mollig

und du schmiegst dich ganz wollig,

in meinen Arm hier

und ich schau so gern

und du schaust so gern,

wir beide wir,wir schau’n so gern,

wir schau’n so gern in’s Feuer,

in’s Feuer.

 

 

 

Bethlehem , Nachtrag zum 24.12. 2016 aus „Lieder für die kälteren Zeiten“ 2015

Posted on 25 Dezember, 2016 in Uncategorized

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Bethlehem

 

Jemand läutet an der Tür,

wer kann denn das jetzt sein?

Geh und schau mal eben nach,

aber lass bloß keinen rein!

Weiß der denn nicht was sich gehört,

jetzt ist doch Mittagspause,

sag ihm das er wirklich stört,

sag ihm ich bin auch nicht zu Hause.

Sag ihm er soll machen dass er fort kommt

und zwar gleich,

häng die Kette vor,sei auf der Hut,

der quatscht dich sonst noch weich.

 

Schon wieder schellt es an der Tür,

was will das blöde Schwein,

wir tuen so als wär’n wir weg,

wir lassen keinen rein.

 

Ich will meine Ruhe heute,

hab kein‘ Bock auf fremde Leute,

ich guck Sportschau, trink mein Bier,

Probleme die die andern haben,

du die schenk ich mir.

 

Jemand klopft an unsre Tür,

das könnten Freunde sein,

lass mal ich geh selber hin

und hol die Post gleich rein.

Du, draussen da steht’n junges Paar,

ganz nass und durchgefroren,

sie ist schwanger,er trägt Bart,

die wirken beide recht  verloren.

Weißt du achtundsechzig damals

im besetzten Haus,

du warst schwanger,ich trug Bart,

wir sahen ziemlich ähnlich aus.

 

Jemand klopft an unsre Tür,

sucht eine warme Bleibe,

na dann kommt doch erstmal rein,

trotz Bart und rundem Leibe.

 

Aus unserm alten Gartenhaus,

da räumen wir den Krempel raus,

es gibt’n Ofen und’n Bett,

da habt ihr es zumindest schon mal

trocken warm und nett.

 

Jemand klopft an unsre Tür,

das könnten Freunde sein,

jemand klopft an unsre Tür,

drum lassen wir sie rein.

 

Jemand klopft an unsre Tür,

das Könnten Freunde werden,

ging es nicht in diesem Text

um Frieden hier auf Erden.

Und den Menschen allen,

ein Wohlgefallen.

 

 

 

 

Guter Jahrgang , Morgentext vom 23.12. 2016 , Bearbeitete Skizzen von 2014

Posted on 23 Dezember, 2016 in Uncategorized

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Guter Jahrgang

 

Genial,

Wie einem dieser 49ger hier

die Spätsommerkehle runterrinnt!

Mein lieber Mann!

Das ist wirklich ein Gedicht!

Du versuchst dich endlich mal so richtig auszukosten.

„Aber wonach schmeckt der denn eigentlich?“

„Irgendwie,wie soll ich sagen“

„Ach ja richtig! Jetzt erinnere ich mich!“

„Das war doch!“

„Hallo Herr Ober!“

„Bitte ! Von diesem hier gleich noch mal eine!“

Aber da ist der Keller auf ein mal leer,

der letzte Tropf durchgelaufen,

dein Fass wird bereits weggerollt zum Ausräuchern,

das Tor schlägt zu, das Licht geht aus,

jemand stopft dir einen Korken in’s Maul

und klebt dir ein Etikett auf die Stirn.

Deine Nase gerade noch so schön burgunderrot

läuft muskatblau an.

Man lagert dich kühl,

du kommst in ein Kistchen,

Holzwolle knistert in der Matratze,

jetzt bist du versandfertig,

der Pfaffe schwafelt dich ein.

 

War ein guter Jahrgang,

sagen die Gäste

und stoßen an,

auf dich,

den zu spät gelesenen.

 


Tage am Haken , Nachttext vom 22.12. 2016 nach Skizzen der letzten Wochen

Posted on 22 Dezember, 2016 in Uncategorized

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Tage am Haken

 

Tage am Haken,

auf der sirrenden Leine vom Horizont,

klatschen die Bettnässer-Laken,

die Küste vom Abschied noch einmal besonnt.

 

Die Dächer glänzend geschuppt kieloben,

St.Marien kurz vor dem Stapellauf,

die Fischläden reißen die Schotten auf,

die Orgeln sie werden in’s Dock geschoben.

 

Schnall dir die Kiemen an, steig in die Wanten

Isobaren biegen die Leuchtfeuer krumm,

das Tau zerspleißt an den rostigen Kanten,

als erstes fallen die Denkmäler um.

 

Die Netze randvoll mit Untergang,

zieht hoch !zieht hoch! das Gold der Amphoren,

die Luft spuckt Gischt und Shanty-Gesang,

es sickert der Teer aus den Poren.

 

Die Brücke taucht ab, der Bahnhof schlägt leck,

Der Fernsehturm sendet dreivierteltakt-Brandung,

pack deinen Seesack ,verscharr dein Besteck,

noch halten die Nieten die Wandung.

 

schon laufen dir langsam die Stiefel voll,

du spürst unterm Hemd die Makrele,

es steigt stündlich der Salz-Kurs Zoll um Zoll,

das Neunauge saugt an der Kehle.

 

Wir müssen die Risse im Systhem

kalfatern mit Tang und mit Menschenfleisch,

es fliegen die Fäuste des Polyphem,

es pfeift von den Klippen Sirenengekreisch.

 

Spott aus dem Maul der Gallionsfigur,

wie der Pope am Klüverbaum zappelt,

zu Tran-Schaum verblasene Wolkenspur,

wenn Gott mit dem Holzbein rappelt.

 

Fallreep runter das Meer springt an Land,

den Mastkorb voll Bücher im Arm,

durch das Kabel-Gekröse spült Dünensand,

den doppelte Schottstek im Darm.

 

Die Schwimmhäute angeklebt rein ins Boot,

die Angst wirft sich hart in die Riemen,

schwing die Harpune, dort vorn taucht der Tod,

der Himmel trägt Märtyrer-Striemen.

 

Das Deck zersplittert von schimmernden Fluken,

Schmelzwasser lenzt durch die Pumpen,

Hoffnung quillt mitschiffs aus offenen Luken,

Der Frachtbrief verspricht nasse Lumpen.

 

hinter den Deichen zerfließt der Zement,

Strom-Masten-Stümpfe sie staken,

das Heck der Arche vom Rumpf getrennt,

letzte Tage am Haken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


zu dritt , Nachmittagstext vom 22.12. 2016 ,Überarbeitung eines Textes von 2013

Posted on 22 Dezember, 2016 in Uncategorized

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zu dritt

 

Ich lese uns abends immer laut etwas vor,

mir meinem linken und rechten Ohr,

es ist schön,sich Geschichten zu teilen.

 

Das Linke kapiert meistens schneller,

checkt die Handlung, merkt sich die Namen,

kurz es ist heller

was Handlung angeht und Rahmen,

als das Recht, das sträubt sich zu eilen,

will bei diesem und jenem akustisch verweilen,

hat des öfteren mir schon empfohlen,

ich solle doch bitte zwecks Genuss,

natürlich zu des Linken Verdruss,

diesen herrlichen Satz nochmals wiederholen,

rein zum Genuss diesen Satz wiederholen.

 

Dann rollt das Linke genervt mit den Augen,

„lies weiter Mann was soll der Firlefanz taugen?

Diese Schwarte hat fette siebzehn Kapitel

und auf dem Nachtschränkchen liegen schon vier neue Titel,

wie willst du das eigentlich schaffen?

Da musst du dein Tempo schon straffen.“

 

Das Rechte voll Nachdruck es protestiert,

ist ganz Ohr und hörbar echauffiert,

bei diesem verhasteten Bücherfressen,

ist am Ende ein Großteil doch längst schon vergessen,

ihm reichten zwei Highlights pro Quartal,

es läse dies hier am liebsten gleich nocheinmal.

ja am liebsten das Gleiche gleich nocheinmal.