Monthly Archives: Januar 2017

Die Erleuchtung , Abendtext vom 23.01. 2017

Posted on 23 Januar, 2017 in Uncategorized

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Die Erleuchtung

 

Der Meister

praktiziert Zazen

mit seinen Schülern im Morgengrauen.

Plötzlich beginnen die Schultern eines der Schüler zu zucken,

dann prustet es aus ihm heraus

mit lautem unbändigen Gelächter.

Er verliert das Gleichgewicht und wälzt sich

von Lachanfällen geschüttelt am Boden.

Niemand kann widerstehen.

Schließlich dröhnt der ganze Dojo von Gelächter wider.

Der Meister betrachtet das Schauspiel gelassen.

 

Nach einiger Zeit,

alle haben sich endlich einigermassen beruhigt

und senken schuldbewusst die Köpfe,

winkt der Meister den Verursacher der großen Unruhe

vor die Türe und spricht:

„Was immer dich veranlasst haben mag

unsere morgendlichen Übungen

auf  solch unbeherrschte Art und Weise zu stören,

sei dahin gestellt.

Ich bin der Ansicht,

dass es sich dabei nur

um eine Erleuchtung gehandelt haben kann.“

 

Wien , aus „Lieder für kältere Zeiten“ Bearbeitung eines Liedtextes von 1996 am 23.01.2017

Posted on 23 Januar, 2017 in Uncategorized

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Wien        (Zentralfriedhof)

 

Weißt du noch Sarah,

wir sind auf dem Friedhof gewesen,

zuerst war’n wir noch im Cafe;

Du trugst deinen Namen so herbstlich und leicht,

ich trug neue Schuh und gleich nach dem Tor,

da taten die Füße schon weh.

 

Sarah wir sind auf dem Friedhof gewesen,

wir staunten, wir schauten, wir blieben oft steh’n,

wir haben die moosblassen Schriften gelesen,

der Tod schien lebendig und schön.

 

Die Steine geborsten von durchwurzelter Zeit,

von Bomben, vom schwarzbraunen Sturm,

Sarah wir liefen durch Jahre aus Gras,

und es schlug uns die Stunde von fern her vom Turm.

 

Dazwischen der Buxbaum wirr windschief und wild,

doch dein Name trotz alle dem leicht,

sie schließen um sechs, stand in Deutsch auf dem Schild,

und wir haben die Tram noch erreicht.

 

Sarah wir sind auf dem Friedhof gewesen,

danach Sacher mit Schlag und Kaffee,

im KURIER da gab’s was über Wilna zu lesen,

und auf dem Weg zum Hotel, roch’s nach Schnee.

 

Sarah du trugst deinen Namen so leicht,

meine Schuhe die drückten so schwer,

und ich drehte mich um, und es war mir als ob,

es schlich uns ein Stein hinterher.

 

Beitrag , Morgentext vom 22.01. 2017

Posted on 22 Januar, 2017 in Uncategorized

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Beitrag

 

Das Ganze,

ein einziges Wunder.

Von den Lachfalten deiner Augenwinkel,

bis zu den Reisterrassen der Himalaya-Täler,

den Passatwinden und Sandstürmen,

den Riesenkraken und schwarzen Rauchern der Tiefe,

dem Balz-Tanz der Kampfläufer oder,

der bunten Zerstreuung der Heißluftballone am Abendhimmel.

Nicht zu vergessen das verblutende Ahornblatt,

der glänzende Schwindel über der Töpfer-scheibe,

das Pulsen der Nabelschnur.

 

Das ganze ein einziges Wunder,

mit der unmissverständlichen Aufforderung

an Dich,

deinen belanglosen Beitrag zu leisten.