Tee
Damit du hinter die Dinge zu schauen kommst,
werfen einmal im Jahr die Bäume ihre Blätter ab.
Die Erleuchtung
Der Meister
praktiziert Zazen
mit seinen Schülern im Morgengrauen.
Plötzlich beginnen die Schultern eines der Schüler zu zucken,
dann prustet es aus ihm heraus
mit lautem unbändigen Gelächter.
Er verliert das Gleichgewicht und wälzt sich
von Lachanfällen geschüttelt am Boden.
Niemand kann widerstehen.
Schließlich dröhnt der ganze Dojo von Gelächter wider.
Der Meister betrachtet das Schauspiel gelassen.
Nach einiger Zeit,
alle haben sich endlich einigermassen beruhigt
und senken schuldbewusst die Köpfe,
winkt der Meister den Verursacher der großen Unruhe
vor die Türe und spricht:
„Was immer dich veranlasst haben mag
unsere morgendlichen Übungen
auf solch unbeherrschte Art und Weise zu stören,
sei dahin gestellt.
Ich bin der Ansicht,
dass es sich dabei nur
um eine Erleuchtung gehandelt haben kann.“
Wien (Zentralfriedhof)
Weißt du noch Sarah,
wir sind auf dem Friedhof gewesen,
zuerst war’n wir noch im Cafe;
Du trugst deinen Namen so herbstlich und leicht,
ich trug neue Schuh und gleich nach dem Tor,
da taten die Füße schon weh.
Sarah wir sind auf dem Friedhof gewesen,
wir staunten, wir schauten, wir blieben oft steh’n,
wir haben die moosblassen Schriften gelesen,
der Tod schien lebendig und schön.
Die Steine geborsten von durchwurzelter Zeit,
von Bomben, vom schwarzbraunen Sturm,
Sarah wir liefen durch Jahre aus Gras,
und es schlug uns die Stunde von fern her vom Turm.
Dazwischen der Buxbaum wirr windschief und wild,
doch dein Name trotz alle dem leicht,
sie schließen um sechs, stand in Deutsch auf dem Schild,
und wir haben die Tram noch erreicht.
Sarah wir sind auf dem Friedhof gewesen,
danach Sacher mit Schlag und Kaffee,
im KURIER da gab’s was über Wilna zu lesen,
und auf dem Weg zum Hotel, roch’s nach Schnee.
Sarah du trugst deinen Namen so leicht,
meine Schuhe die drückten so schwer,
und ich drehte mich um, und es war mir als ob,
es schlich uns ein Stein hinterher.
Beitrag
Das Ganze,
ein einziges Wunder.
Von den Lachfalten deiner Augenwinkel,
bis zu den Reisterrassen der Himalaya-Täler,
den Passatwinden und Sandstürmen,
den Riesenkraken und schwarzen Rauchern der Tiefe,
dem Balz-Tanz der Kampfläufer oder,
der bunten Zerstreuung der Heißluftballone am Abendhimmel.
Nicht zu vergessen das verblutende Ahornblatt,
der glänzende Schwindel über der Töpfer-scheibe,
das Pulsen der Nabelschnur.
Das ganze ein einziges Wunder,
mit der unmissverständlichen Aufforderung
an Dich,
deinen belanglosen Beitrag zu leisten.