Monthly Archives: März 2017

Auf dem Tisch , Abendtext vom 07.03. 2017

Posted on 07 März, 2017 in Uncategorized

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Auf dem Tisch

 

Noch das Licht in der Küche ausmachen.

Auf dem Tisch,

ausgebreitete regennasse Unterwäsche von heute,

daneben die zerlesenen Reste der Wochenzeitung und

zwei Barrechnungen über Lochplatten, Schnellbauschrauben und 4 Stk. 2 mm Bohrer,

ein neues Ullstein Taschenbuch,

das letzte Fotoalbum von dort wo ich oft war,

das Metall-Döschen von F.für die Schmerztabletten,

ein Kugelschreiber bei dem ich regelmäßig die Mine wechsle,

weißer Plastik-Einkaufschip, eine Schachtel Europa-Hölzer,

in der hebe ich die Nieten für den Mähbalken auf,

schräge kleine Säule eines Astloch-Inlays,

fiel gestern  beim Bretterhobeln auf den Boden,

von A. das kunstlederne Schmuckkästchen

mit messingfarbener Bordüre und Schnappschloss,

aus dem Atelier des Freundes, sein Kerzenleuchter,

den er zum Erhitzen der Taschenmesserklinge benutzte,

die kleinen Bronze-Statue mit

um den Kopf gebundenen schwarzen Schnürsenkeln,

das  Salbentöpfchen

aus grobem weißem Apotheker-Porzellan,

noch halb gefüllt mit einer gelblichen Schmiere,

und unleserlicher Beschriftung auf dem Deckel,

geborgen beim Ausschachten der Baugrube,

der dunkel glasierten Napf

aus dem Bayerischen Wald, für Knöpfe und Sicherheitsnadeln,

eine schmale gläserne Zylinder-Vase

in der die Stachelschwein-Stacheln stecken,

die die Kinder in den Ferien

um das Haus herum gesammelt haben,

zwei Treibholzstücke von einem der Coves unweit von Bude,

und von G. der in Beton gegossene Putzlappen aus der Akademie,

ein in Stein gemeißelter Knabenkopf,

drehbar gelagert auf einem runden Metallsockel,

signiert mit P64,keiner weiß von wem,

Mutter hat in diesem Henkelkörbchen

unsere restlichen bunt lackierten alten Bauklötze aufgehoben,

fand sie gestern im Keller.

Wer noch fragen hat zu meinem Leben,

heute bitte nicht,

bin zu müde.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ohne Titel , Abendtext am Ende des 05.03. 2017

Posted on 05 März, 2017 in Uncategorized

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Ohne Titel

 

Schau dort kommt die Zeit,

sie will rasch verstreichen,

die Angst ist entsetzt,

ihr kann sie nie reichen.

 

Schau dort geht die Zeit,

gleich wird sie verfliegen,

Die Angst aber kann

nicht genug davon kriegen.

 

Schau dort war mal Zeit,

doch die ist vergangen,

Die Angst wartet angstvoll,

auf einen Vorrat einen langen.

 

Schau dort spielt die Zeit

mit ihrem Verrinnen,

die Angst sie verliert

vor Verlust das Besinnen.

 

Endlich fasst sich die Angst

und jetzt ist sie bereit

doch nun ist die Zeit

noch lang nicht so weit.

 


Für meinen Vater,während ich Wiener Würstchen aß Abendtext vom 05.03.2017

Posted on 05 März, 2017 in Uncategorized

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Für meinen Vater, während ich Wiener Würstchen aß

 

Ich bin mir sicher,

es war meine Rettung,

dass du nicht warm werden wolltest mit mir

und dich verdrückt hast,

kaum dass ich aus der Pelle geschlüpft war.

Überall hättest du sonst deine dicken Wurst-Finger

im zarten Fleisch meines Lebens drin gehabt,

hättest zu allem und jedem

deinen faden  Senf dazu gegeben,

an dem ich dann pausenlos

mich zu verschlucken genötigt gewesen wäre.

Alle deine Frauen

haben sich an dir gründlich das Maul verbrannt,

wurden von dir ,du Würstchen, geschwängert,

doch wirklich  geschmeckt hat es keiner.

Schnell bekam man zuviel

von deiner groben Wurstigkeit,

erst den Brechreiz,dann das Kotzen.

Es gibt Typen

nach denen stößt einem auf,

ein Leben lang.

Jetzt aber: Deckel drauf !

 

Gleichnis , Morgentext vom 05.03. 2017

Posted on 05 März, 2017 in Uncategorized

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Gleichnis

 

Ein Trupp Wildgänse

fegt singend die Luft

über den Parkbaumgerüsten

Richtung Februar.

 

Auf der Bettkante sitzend

entferne ich aus dem

von mir aus gesehen

rechten Nasenloch

einen störenden Popel.

 

Und zerreibe ihn ungerührt

zwischen Daumen und Zeigefinger

der linken Hand

zu nichts.