Monthly Archives: Juni 2017

Gute Nacht , Nachttext vom 30.06.2017

Posted on 30 Juni, 2017 in Uncategorized

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Gute Nacht

 

Hans kauft eine große Flasche Massage-Öl

und stellt sie neben dem Bett auf das Nachtschränkchen.

Nachdem er das Licht ausgemacht hat

sagt er leise :“ Gute Nacht“,

aber die Flasche antwortet nicht.

„Sie wird es schon noch lernen“,

denkt Hans und dreht sich zur Wand.


Zurück , Abendtext vom 29.06. 2017

Posted on 29 Juni, 2017 in Uncategorized

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Zurück

 

„Wo warst du so lange?“

Fragt der Kühlschrank vorwurfsvoll.

„Man hat mich abgestellt,

niemand hat mich geöffnet,

das Licht funktionierte nicht,

ich habe mich innerlich völlig leer gefühlt.“

 

„Was meinst du eigentlich,“

motzt der Herd,“Was das mit einem macht,

wenn wochenlang niemand auf dir kocht.

Immer diese Kälte ums Herz,

und die ganze Zeit muss man die Klappe halten.

 

Oben aus dem Büro

höre ich in den Regalen

das Geschimpfe der Bücher.

„Keiner hat Interesse an dem

was wir zu sagen haben,

geschweige denn,nimmt uns in die Hand.“

 

„Genau,“ lässt sich das Radio vernehmen.

„Dieses ewige vor sich hin schweigen,

kein Schwein, das dich mal so richtig anmacht

und volle Pulle aufdreht,z.B. bei „Help““.

 

„Ich komm dabei total auf den Depri ,“

presst der Tisch zwischen den Beinen hervor.

„Man ist doch absolut nutzlos,

wenn man nicht schön gedeckt wird,

und niemand um einen rum sitzt,

sich die Teller voll packt,

und sich zuprostet, zu lacht und schwatzt.

 

Natürlich muss das Bett auch noch

seinen Senf dazu geben.

„Ich sag dir was“, sagt es,

„Vier Wochen kein Arsch,

der einem die Matratze wärmt,

vollkommen ohne Körperkontakt.

Da bist du doch kein Bett mehr,

da wirst du zum Gestell.

Also los,überzieh mich frisch

und dann komm schon.“

 

„Ja Ja“ sage ich,

während ich auspacke,

und die beleidigte Waschmaschine

mit dem Baumwollprogramm

zu besänftigen versuche.

„Jetzt bin ich zurück,

leiste euch wieder Gesellschaft,

und tue mein Bestes,

damit ihr es alle schön habt.“

 

 

 

 

Im Rollstuhl , Abendtext vom 28.06. 2017

Posted on 28 Juni, 2017 in Uncategorized

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Im Rollstuhl

 

Woher nur plötzlich dieses petechiale Lächeln

das sich aus deinen sauren Magenfalten stielt,

dein unbebildert aufgescheuchtes Lungenfächeln,

dass um das Loch aus Mund und die verstruppten Brauen spielt.

 

Es zeigt sich bläulich etwas das dich längst vergessen hatte,

anämische Erinnerung aus feuchter Watte,

und in des Dauerschmerzes Zügen stumm zu Todeswut verklärt,

ist alles was der Geist noch stemmt in sich verjährt.

 

Du fuchtelst mit dem Stock,“wo kommt das her?“

Du wirfst den Kopf, du schmatzt,du grunzt,du stöhnst du witterst schwer,

„Was denn um alles in der Welt kann das denn sein?“

Du horchst, es fällt dir etwas zu,

doch nichts von Welt fällt dir dazu noch ein.

 

 

 

In der Eisdiele , Nachmittagstext vom 28.06. 2017

Posted on 28 Juni, 2017 in Uncategorized

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In der Eisdiele

 

Körper betrachten, Körper betrachten,

Gesichter erkennen,die vorbeifahren,

Fertigbeton,Pendler,schwangere Frauen,

könnte man doch Schönheit empfinden,

zwischen all diesen Billigangeboten,

für zwei Euro fünfundneunzig schon ein Kinder-T-shirt,

von Kindern für Kinder.

 

An deinen Werken werden sie dich verkennen,

drei Kugeln mit Sahne, ein Cappoccino,

als der Wolkenbruch vom Dach springt,

wird der Briefkasten geleert

und die karierten Sitzpolster werden nass,

 

keinen Schirm dabei,doch das Holz im Schuppen zu Hause

bleibt trocken.

Meine Jahreszeit war schon immer,

Winter Herbst Sommer und Frühling,

vier ist ja auch nur eine einzige Ziffer,

und alles was ich noch vor habe,

habe ich bald hinter mir,

und was ich hinter mir habe, hatte ich alles mal vor mir.

Aber letztens ist es mir geglückt,

schon vorher etwas hinter mir zu haben,

und als ich auf morgen zurück blickte,

hat mich das in Bezug auf ein zukünftiges Gestern,

unglaublich weit vor und zurück gebracht.

Aber du merkst schon,

das alles gehört genau genommen schon zu den Zeilen von Freitag.

Bevor ich ging , bin ich zur Toilette.

Beim öffnen der Tür ging das Licht von alleine an.

Solche einfachen Techniken beeindrucken mich zu tiefst.

Das die Zeit auf dem Rückweg relativ sein soll,

kann ich relativ gut nach vollziehen,

denn ich bin diesmal gegen den Uhrzeigersinn gelaufen.

nur das der Raum sich krümmt,

finde ich schräg,

aber auch das wird sich eines Tages als falsch heraus stellen.

Man wird dann etwas anderes falsches an seine Stelle setzen.

Im übrigen habe ich heute nebenbei auch noch den unumstößlichen  Beweis dafür gefunden,

das es Gott nicht gibt.

Denn während ich Stracciatella löffelte ,musste ich an die Kinder denken,

vor deren Augen , ihre eigenen Eltern von IS-Schergen enthauptet wurden.

Der unterhaltsame Nachmittag hat mich sechs Euro fünfzig gekostet.

 

 

 

Heute , Morgentext vom 28.06. 2017

Posted on 28 Juni, 2017 in Uncategorized

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Heute

 

Schlag Sieben

welche Pflichten

sind heute und hier zu lieben?

in Wartezimmern und Doppelschichten.

Nach welchem Einsatzplan,

marschiert hier heute des Willens Wahn?

Wie viel Herzblut Leute,

darf ich euch heute

in eure Parkuren stecken,

gegen Quittung das ich heute hier bleiben kann?

Ach, nicht ums Verrecken

Mann !

möchte ich tauschen,

Zum giftigen Rauschen

im Innenohr,

singt heute ein Gefangenen-Chor.

Lied, Nachttext 1. Strophe (Entwurf) in D 28.06. 2017

Posted on 27 Juni, 2017 in Uncategorized

 

Lied

 

Trag Farbe auf Mädel!

Leg Seide an!

Braungrau das kannst du auch später noch,

Blutrouge und Lachblau und Seimirgrün,

Braungrau das ist was fürs Urnenloch,

doch jetzt erstmal Regenbogen Erblüh’n.

 

Hau Butter dran Liebling,

rühr Sahne ein,

Magerquark können wir später noch,

 

 

Vater , Abendtext vom 27.06. 2017

Posted on 27 Juni, 2017 in Uncategorized

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Vater     (für Moritz, Frido und Pia)

 

Vater:

„Verzeiht mir,

heute zur Abwechslung mal,

nüchtern bei vollem Bewusstsein,

aber wahrscheinlich,

leider doch ziemlich peinlich,

weil unangemessen sentimental.

 

Unglaublich!

Bis zur Stunde

noch immer,

im Grunde

keinen Schimmer,

von diesem unfassbaren Wunder,

das es, seit Mensch kann er denken,

an ihm zu bestaunen gilt,

GEBURTSTAG, heute ein runder,

bin so frei,will mir auch etwas schenken,

blättere drum,

einwenig ergriffen und stumm

durch die Alben,

Bild  für  Bild  für  Bild  für  Bild,

schaut bloss wie wir da hausten ,   allenthalben,

und wie ihr ankamt, wurdet, wuchst, gedieht,

plötzlich ganz frisch das Halbvergess’ne,

neu durch den Hirnprojektor zieht.

 

Also:

„Wenn mir etwas bleibt von diesem ganzen

bunten Affenzirkus hier,

dann seid es Ihr.“

 

Ganz ehrlich:

„Wenn mich je etwas lohnend belohnt hat,

aus all der endlosen Plackerei,

dann Ihr Drei.“

 

 

 

 

Wunder Punkt , Nachmittagstext vom 27.06. 2017

Posted on 27 Juni, 2017 in Uncategorized

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Wunder Punkt

 

Rühr nicht an meinen wunden Punkt,

er fängt sonst an zu eitern,

kleb mir dein buntes Pflaster drauf,

das heilt mich zum Erheitern.

 

Du fragst:“Was ist dein Wunder Punkt?“

Du bohrst, gibst keine Ruh,

und schließlich rück ich raus damit,

mein wunder Punkt bist Du.