Monthly Archives: Juli 2017

Holz und Lehm , Morgentext am Sonntag den 16.07. 2017

Posted on 16 Juli, 2017 in Uncategorized

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Holz und Lehm

 

Das Eine aus dem Anderen erkeimt,

das Andere vom Einen feucht geschützt,

und dergestalt an in einander ausgefacht, verreimt

und abgestützt,

ergibt sich die Bewohnbarkeit der Welt,

das was im Wesen ihre Häuslichkeit zusammenhält.

 

Der Dichter haust meist nur in seinem Sternenzelt.

 

 

Eisdiele , Abendtext vom 15.07. 2017

Posted on 15 Juli, 2017 in Uncategorized

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Eisdiele

 

Du sitzt am Marktplatz

löffelst und studierst die Rathausgotik,

und ihre schlanke, der Zeit entrückende Semiotik,

du weißt,das alles fußt im Grunde auf Romanik,

uhrplötzlich steigt aus dir empor der letzten Süsse erste Panik,

dein Mittelalter länger schon Geschichte,

du liest noch immer Hölderlin Gedichte,

Du kannst dein Wievielfristauchimmer

als Gegenüber in der Dielenscheibe sehn,

Eiszeit im Haar, Haut broncezeitner Schimmer,

springst auf, zahlst, gehst und noch im Geh’n

erkennst du : Gang…..Haltung……

frühes Holozän.

 

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zu dem , Tagestext vom 14.07. 2017

Posted on 14 Juli, 2017 in Uncategorized

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zu dem

 

Erst spät kam ich zu dem,

was von alleine zu mir selbst nicht kommen wollte,

 

doch als es mich dann förmlich überrollte,

weil nichts dagegen sich empörend in mir sträubte,

sondern mich klärend weckte und mich nicht betäubte,

 

verfiel der Heißsporn erst dem  brennenden Verzehren,

gefolgt von glühend kühlem sachlichen Begehren.

Pullover-Ode , Nachttext für eine Nichtgenannte vom 13.07.2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Pullover-Ode    (für eine Nichtgenannte)

 

Blickt auf oh Freunde edler Garderobe ,hier auf dieses,

unter herzerweichenden Mühen handerstrickte Gespinst,

in seiner zur Seele gehenden Sonnigen Farbwahl,

Meisterwerk liebender Nadelkunst einer mir einst zugetanen Weibsperson.

 

Zwar zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen,

 

Jedoch trug mein erduldendes Männerherz,langmütig

diese zur Weinacht mir (noch im unfertigen Zustande)

freudig in buntem Papier übereignete kleidsame Bürde,

durch so manchen gemeinsamen frostigen Zweisamkeitswinter.

 

Zu lang an den Ärmeln

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd

ein rötendes Kratzen.

 

Bis eines Maiabends Kühle,leicht ich im Sattel,

mit fünfzehn beflügelnden Gängen,

kam just aus der Liebsten Strickerin gängelnder warmer Bande Arme,

den Brückenkopf hoch transpirierend querend die Fahrt des Kanals.

 

Zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Im Oben verschnaufend,den Blick in die wolkige Weite getaucht,

dampfend im Atem als hätte, die Wohllust mir gerade noch Beine gemacht,

riss ich mir den Schafs-Rock vom Leibe und jauchzend vor entklemmter Befreiung

schleuderte kraftvoll des Vlieses Pracht hinab in die dämmer durchgrünten Fluten.

 

zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Und über die Balustrade gebeugt verfolgten die Auge begierig

das gemächlich die Fasern sich saugend beschwerende träge Versinken jenes Textils,

seine farbige Botschaft im Abendlicht zögernd verwandelnd

hin zu einem schwächer und schwächer winkendem trüben Türkis.

 

Zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Befreit von aller Umgarnung fraulich wohlmeinender Sorge,

trat ich der Leeze die Flanken, durchquerte die neblige Waldung

auf schneckenbefeuchteten Strassen, des Schäfers Lied auf den Lippen,

fröstelnd vor Glück erreichte ich schließlich das Haus unter kichernden Pappeln.

 

Die Arme in passender Länge

mit frei beweglichen Schultern,

leicht und schlank um die Hüften,

am Halse kein Scheuern kein Kratzen.

 

Epilog:

 

Und führen mich, im hin und im wieder einmal ,

meine verschlungenen Fahrradwege

an jene von männergefühlter Erinn’rung getränkte alte besagte Stelle,

so weiss ich am Laichkraut besiedelten Grunde ruht ein Pullover,

sanft schwebend in dümpelnder Strömung beherbergt er Stichling und Barsch.

 

Für sie nicht zu lang an den Ärmeln,

nicht zu eng an den Schultern,

oder zu weit um die Hüften,

am Halse nicht scheuernd,

kein rötendes Kratzen.