Diogenös
Du meine Wonne
der Gewöhnlichkeit,
erwärmt von deiner Sonne
der Versöhnlichkeit,
zu einer vollen Tonne
generöser Lebenszeit.
Diogenös
Du meine Wonne
der Gewöhnlichkeit,
erwärmt von deiner Sonne
der Versöhnlichkeit,
zu einer vollen Tonne
generöser Lebenszeit.
„Ich bin doch nicht blöd !“
Hier in euerm Plastikpansen,
zwischen Pfand und Firle-Fransen,
ringsum Papperlapapp-Staffage,
für’n Wundertütchen Sinn-Silage,
inmitten bunter Wix-Kulissen,
als dumm verkauft und angeschissen,
für eure klebrigen Kamellen,
am Kassenarsch mich an zu stellen,
mein Kotze-Bröckchen Glück zu checken?
Nee nicht einmal ums Lust-Verrecken,
ihr könnt mich gern am Hirn mal lecken!
Katechismus
Jesus meine Zuversicht?
Jesus Du, ich glaub Dir nicht!
Christus Retter in der Not?
Noch schlägt der Bruder Brüder tot!
Erlöser aus dem Jungfrauenbauch?
Oh je,welch ein Vernunftverbrauch!
Du Herr,des Herrschers liebster Sohn?
Ich beug mein Haupt vor keinem Thron!
MEIN Vater ließ mich früh im Stich,
seiner Gebote Peitschenhiebe,
die schnitten ihren Zweifelsstrich
durch meine Knaben-Nächstenliebe.
Oh Haupt voll Blut und Wunden,
was hab ich mich geschunden,
wie kindsweich war mein Hoffen,
im Schuldwein Trost zu finden,
doch an dein Marterschinden,
noch nicht einmal besoffen,
will sich mein Querkopf binden.
Versteh mich bitte richtig Mann!
Es geht hier nicht um Lästerspott!
Wonach mein Sinn geschrieben steht:
„Hilfst du dir selbst,dann hilfst du Gott.“
Jo-Jo (frei nach Wolf Biermann)
So oder So,
der Osten war rot,
so oder so,
es heißt er sei aus dem Lot,
so oder so,
der Westen ist krank,
so oder so,
seine Seele verfault,
so oder so,
im Tresor einer Bank,
so oder so,
der Süden ist arm,
so oder so,
der Süden hat’s warm,
so oder so,
den Norden lässt’s kalt,
So oder so,
du bleibst jung und wirst alt,
so oder so,
welche Richtung auch immer,
so oder so,
alles wird Tag für Tag,
so oder so
besser und schlimmer,
so oder so.
Stilleben mit Notitzblock
Auf einer Tischplatte
ein Glas Wasser,
eine Scheibe Vollkornbrot,
zwei Tomaten,
ein Stück Käse.
Daneben der Notitzblock,
auf dem zwei Tomaten,
ein Glas Wasser,
ein Stück Käse,
eine Scheibe Vollkornbrot
und ein Apfel vermerkt sind.
Das Wort Apfel ist durchgestrichen.
DIXI-Kloetrie
Weiber gibt’s wie Sand am Meer,
ich renn keiner hinterher,
Weiber kommen von alleine,
woll’n was zwischen ihre Beine.
Männer gibt’s hier satt in Mass,
vorne tragen sie ein Fass,
und im Hirn meist nur das eine:
Weiber mit gespreizte Beine.
Arbeiterküche
Brikett im Ofen jankert leise,
die Aufziehuhr tickt Stundenkreise,
mein Atem geht so wie er will,
in mir und draussen hält es still.
Ein Rest noch im Emailletopf,
die Schlummerrolle unterm Kopf,
Mettwurst in aufgewärmtem Kohl,
der Bauch schwärmt nach,
das Herz klopft wohl.
Die Zeitung gleitet aus der Hand,
im Halbtraum wechselt der Verstand,
mit leisem Patriarchen-Schnarchen,
vom Sofa auf ein Kanapee,
gleich bringt man mir den Milchkaffee.
Einsamer nie
Einsamer nie
als heute.
Möglicherweise
noch einsamer morgen.
Glaubensfrage
Ohne Religion glaubt man,
bekäme der Sinn
mehr Leben.
Mit Religion glaubt man,
bekäme das Leben
mehr Sinn.