Monthly Archives: Januar 2017

Braun und Blau , Abendtext vom 31.01. 2017

Posted on 31 Januar, 2017 in Uncategorized

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Braun und Blau

 

Wenn dünn und braun das Licht sich durch die Fenster in den Garten drängt,

Sein Sacktuch abgeschlissen über meine müden Dinge hängt,

das Bett verfälscht als sei’s schon eine Bare,

und auch der Tisch sich deckt und biegt als käm‘ er in die Jahre,

die Stühle umdressiert zu starr enthaarten Tieren,

die Schränke Quellen auf zu dunklen Kuben,

die nackten Bücherreihen fangen knisternd an zu frieren,

und in den Ecken gräbt der Schatten seine Gruben.

Es löschen sich die Linien aus den Zimmerecken,

dazu die Lampen die sich blindlings von den Decken strecken,

bis blau das Harz der Nacht zurück durch alle Scheiben fließt,

der alte Tag sich seufzend in den jüngeren ergießt.

 

 

 


Ganz locker , Tagestext für den 31.01. 2017

Posted on 31 Januar, 2017 in Uncategorized

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Ganz Locker

 

Eigentlich könnte man doch auch

ein ganz lockeres Verhältnis zu Gott haben.

So eine Art Fernbeziehung mit viel persönlicher Freiheit.

 

In Anbetracht der Weite des Systems

und der eigenen Begrenztheit der Mittel,

scheint es mir vollkommen menschlich,

dass man nach einer Adresse sucht,

für etwas das offensichtlich in keine Adresse hineinpasst

und diese dann hin und wieder aus unterschiedlichsten Gründen anmailt.

 

Ich für mein Teil verfahre nach zwei ganz einfachen Regeln.

Geht es mir gut,bin ich der Weite des Systems dankbar.

Geht es mir dreckig jammre ich halblaut:“Oh Gott oh Gott“

und weiß in diesem Moment, dass das System für mich eine Nummer zu groß ist.

 

Dass wir eines Tages in die Pfanne gehauen werden,

daran besteht kein Zweifel.

Ob wir es selber besorgen,oder das System,

spielt letztendlich keine Rolle.

Einen Schuldigen zu suchen ist müssig,

um Verschonung zu bitten ist ebenso müssig.

Da Gott das System selbst zu sein scheint,

kann er auch nicht raus aus seiner Haut.

Genauso wenig wie wir.

Über die Wiederholung , Tagestext vom 31.01. 2017

Posted on 31 Januar, 2017 in Uncategorized

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Über die Wiederholung

 

In Bachs Kantaten ist immer wieder

in unterschiedlichen Lagen

der Ton Ce zu hören.

 

Berthold Brecht benutzte ständig,

aus guten Gründen,

den Buchstaben Be.

 

Auch in der Bibel wurde

ununterbrochen gezeugt

und darum auch wiederholt geboren.

 

In einer schönen Mauer,

endlos Stein auf Stein

mit dem gleichen Format.

 

In vielen guten Bildern

kann man die Farbe Gelb betrachten,

doch nirgends so wie bei Nolde.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Leere , Nachttext vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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Die Leere

 

 

„An einer leeren Konservendose,“

spricht der Meister zu seinen Schülern.

lässt sich das Buddha-Wesen gut studieren“,

 

Einer der Schüler möchte wissen,

warum man dies nicht auch

mit einer vollen Konservendose tuen könne.

 

Woraufhin der Meister antwortet:

„Wer das Buddha-Wesen wirklich ergründen will,

sollte stets nur frisch zubereitetes Gemüse verzehren.

Dämmerlektüre , Abendtext vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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Dämmerlektüre

 

Sitz in meinem grünen Stuhl,

auf den Knien ein gelbes Buch,

meine Hose raunt mich an,

ist aus purpurrotem Tuch.

 

Violenblau blättert der Himmel sich um,

der Krähen schwarzes Orakel Gekrakl,

 

Na dämmert’s schon ?

Wen les ich da ?

Na klar !

Wen sonst !

(Mit hyazinthenen Nüstern !)

Den Trakl !

 

 

Zum Thema , 3 Nachmittagstexte vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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Unter Ihren Hufen

 

Dass wir doch immer hoffen,

dass das was wir erschufen,

stets ewig bleiben möge,

und sei es noch so dröge.

 

Doch unter ihren Hufen,

dem Knirschen Ihrer Kufen,

lässt die Geschichte offen,

was in der Spur verbleibt,

 

und wen ihr Ritt zerreibt,

denn wenn uns alles bliebe,

wir wären längst ersoffen,

in eitler Eigenliebe.

 

 

 

 

 

Selbstnachruf

 

Wenn von dem Allem duselig Betreiben,

zwei Stanzen in drei Köpfen einstmals hängen bleiben,

so kannst du beifallsklappernd dir im Grab,

die abgeschrieb’nen Knochengriffel reiben.

Fällt gar posthum auch noch ein Honorärchen ab,

ein Antiquar steckt sich zwei Heller in die Tasche,

dann lacht in ihrer Urne deine Asche.

 

 

 

 

 

Drucksache und Wirkung

 

Mal ehrlich,

es täte mir ernsthaft gut,

mal was Gedrucktes von mir zu lesen.

 

Ganz ehrlich

besonders freute sich,

mein unter den Scheffel geducktes Wesen.

 

Voll ehrlich

mal endlich wäre das,

ein Späßchen auch für die Spesen.

 

 

 

Furchtbar ist es , Nachmittagstext vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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Furchtbar ist es

 

Furchtbar ist es,

leben zu müssen in den Einflugschneisen der Flughäfen,

und an den Rändern der Autobahnen.

 

Furchtbar auch mit dem Ohr

nahe der schrillen Stimme

eines zänkischen Frauenzimmers.

 

Nicht minder unter der quälenden Anhänglichkeit

haarscharfen Tinituspfeifens

im Brennpunkt der Schädeldecke.

 

Furchtbar das billige Gedudel

seichter Verkaufsschlager

in Fahrstühlen, Wartezimmern und schlechten Cafes.

 

Von allem aber am furchtbarsten zu ertragen,

das Gegröle der geronnenen Blutsparolen,

dazu Tritte von Stiefeln auf Altstadtpflaster.

 

Überall bittet die Stille um Asyl.

 

 

Schluss mit Lustig , Morgentext vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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Schluss mit Lustig

 

Na !?

Was meinst Du, Künstler !?

Was macht Sie  wohl letztlich aus, die Kunst !?

Richtig ! Weniger lautes Geschwätz !!

Mehr Verknappung, mehr Reduktion,

die Sache mit der Sparsamkeit der Mittel

und WEGLASSEN natürlich…..WEGLASSEN….WEGLASSEN…WEGLASSEN  !!!!

Na ja, die alte Leier eben, mit: Weniger Wasser ist Meer-Wasser ,Ha Ha Ha !!!

Soll Heissen: Du müsstest eigentlich gar nichts mehr hinzufügen,

einfach immer nur gekonnt weglassen,mehr weglassen,noch mehr weglassen,

bis…..bis was?

„Na bis die Farben,die Formen,die Linien und die Töne,die Bewegungen

bis die Worte, Dich selbst, Dich den großen Künstler selbst, einfach nur weglassen.

Na und dann !?

Ja dann ??

Schluss mit Lustig !

my little paradise , Tagestext vom 30.01. 2017

Posted on 30 Januar, 2017 in Uncategorized

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my little paradise

 

Kommt der Fasan-Hahn

und pickt an die Wohnzimmer-Scheiben,

Eichkatz verquirlt seine Halsbrecher-Bahn,

ratz-fatz durch das Buchen-Trapez,

viel koppheister als um’s zu beschreiben,

 

Die Elstern mit ihrem schwarz weißen Fetz

umtscheckern den Kompost-Haufen,

Baumläufer-Pärchen nomen est omen,

den Ahorn-Stamm rauf runter runter rauf laufen.

 

Nicht zu vergessen die nächtlichen Gnomen,

wie gründlich mein Beet sie mir umkarnickeln,

Buntspecht und Kleiber Pas-de-deux,

die Rinden-Ritzen akribisch durchpickeln.

 

Der Maulwurf baut meinen Rasen um

zu einem lustigen Burgenland,

und eines Abends,du ohne Schmarrn

stand,

da am Taxus zwischen Becher-Farn,

ein Rehbock rum,

der schaute dumm.

 

Der Bussard turnt die Warte runter

und maust sich einen Hungerhappen,

schon nervt ihn freches Dolen-Jolen,

wenn die im Pulk die Flur berappen.

 

Nachts schwappt der Froschchor in mein Bett,

zum Nachtigall-Duell  Duett,

ein Entenpaar knatscht Richtung Teich,

vom Dachfirst balzt es taubenblau,

ich bin gottweiß verdammt hübsch reich!

du meinst da fehlt was ? Eine Frau ?

Pflanz lieber einen Apfelbaum,

und träume Adams Solo-Traum.