Erster Mai (der SPD gewidmet)
in den Bäumen entlang der Schloßallee,
auffallend viele grüne Plakate.
Die Ausschläge am Barometer spürbar,
die Zuwächse kräftig und längerfristig.
Die Knospen zum Platzen gefüllt.
Trotz des kühlen Verhandlungsklimas
hat man sich auf eine kleine gemeinsame Radtour
über das stillgelegte Zechen-Gelände verständigen können,
mit abschließendem Picknick,
bei dem nun endlich auch einmal die Armen
ihre Almosen mit den Reichen teilen dürfen.
Man lacht und scherzt gemeinsam über
die immer weiter aufklaffenden Scheren
und wie schön sie doch in der warmen Konjunktur-Sonne funkeln.
Und einer der Vorstandsvorsitzenden
erzählt sogar einen Witz,
den aber nicht alle verstehen.
Der handelt von einem kleinen flinken
chinesischen Wanderarbeiter,
der an der Bahnhofs-Bushaltestelle
in einem Papierkorb wohnt und
sich von dessen Nachschub ernährt.
Die Plastikbecher in den Händen
steht man dann noch eine Zeit lang zusammen
und tauscht sich aus über die neue Gesetzesvorlage,
die vorsieht,dass Zuckerkranke in absehbarer Zeit
Sonderabgaben auf ihre Sparguthaben
an die Lebensmittelindustrie entrichten dürfen.
Auf dem Nachhauseweg
muss ich aus Altersgründen mein Dreigangrad schieben.
Neben dem Fahrplan-Pfosten der Haltestelle,
unter dem Papierkorb, entdecke ich
den ersten Klatschmohn,
wie er seine schrumpelige kleine rote Faust
nach oben reckt.