EINMANNDING

ZEITVERDICHTUNG

Pullover-Ode , Nachttext für eine Nichtgenannte vom 13.07.2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Pullover-Ode    (für eine Nichtgenannte)

 

Blickt auf oh Freunde edler Garderobe ,hier auf dieses,

unter herzerweichenden Mühen handerstrickte Gespinst,

in seiner zur Seele gehenden Sonnigen Farbwahl,

Meisterwerk liebender Nadelkunst einer mir einst zugetanen Weibsperson.

 

Zwar zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen,

 

Jedoch trug mein erduldendes Männerherz,langmütig

diese zur Weinacht mir (noch im unfertigen Zustande)

freudig in buntem Papier übereignete kleidsame Bürde,

durch so manchen gemeinsamen frostigen Zweisamkeitswinter.

 

Zu lang an den Ärmeln

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd

ein rötendes Kratzen.

 

Bis eines Maiabends Kühle,leicht ich im Sattel,

mit fünfzehn beflügelnden Gängen,

kam just aus der Liebsten Strickerin gängelnder warmer Bande Arme,

den Brückenkopf hoch transpirierend querend die Fahrt des Kanals.

 

Zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Im Oben verschnaufend,den Blick in die wolkige Weite getaucht,

dampfend im Atem als hätte, die Wohllust mir gerade noch Beine gemacht,

riss ich mir den Schafs-Rock vom Leibe und jauchzend vor entklemmter Befreiung

schleuderte kraftvoll des Vlieses Pracht hinab in die dämmer durchgrünten Fluten.

 

zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Und über die Balustrade gebeugt verfolgten die Auge begierig

das gemächlich die Fasern sich saugend beschwerende träge Versinken jenes Textils,

seine farbige Botschaft im Abendlicht zögernd verwandelnd

hin zu einem schwächer und schwächer winkendem trüben Türkis.

 

Zu lang an den Ärmeln,

zu eng in den Schultern,

zu weit um die Hüften,

am Halse scheuernd,

ein rötendes Kratzen.

 

Befreit von aller Umgarnung fraulich wohlmeinender Sorge,

trat ich der Leeze die Flanken, durchquerte die neblige Waldung

auf schneckenbefeuchteten Strassen, des Schäfers Lied auf den Lippen,

fröstelnd vor Glück erreichte ich schließlich das Haus unter kichernden Pappeln.

 

Die Arme in passender Länge

mit frei beweglichen Schultern,

leicht und schlank um die Hüften,

am Halse kein Scheuern kein Kratzen.

 

Epilog:

 

Und führen mich, im hin und im wieder einmal ,

meine verschlungenen Fahrradwege

an jene von männergefühlter Erinn’rung getränkte alte besagte Stelle,

so weiss ich am Laichkraut besiedelten Grunde ruht ein Pullover,

sanft schwebend in dümpelnder Strömung beherbergt er Stichling und Barsch.

 

Für sie nicht zu lang an den Ärmeln,

nicht zu eng an den Schultern,

oder zu weit um die Hüften,

am Halse nicht scheuernd,

kein rötendes Kratzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sprache mir , Abendtext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Sprache mir

 

Sprache mir heute,

Gewäsch der sprachlosen Leute.

 

Sprache mir gestern,

eine von ihren verblichenen Schwestern.

 

Sprache mir morgen,

aus keinem Munde kann ich sie borgen.

 

Sprache mir immer

gerade mein „Eben“,

 

Laut, verhallt,

in die Stille entschweben.

Kloppstock und Nietzsche , Abendtext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Klopstock und Nietzsche

 

„Die Unendlichkeit

ist ein großer Gedanke“,

denkt der Schwerkranke

und hofft, sie sei jüngst nicht mehr weit.

 

Doch was wenn „Gott“ nun wirklich “ tot ist“

an ihm und allen sieben Himmel Not ist,

und des Gerichtes Ewigkeit

besteht nur aus Gelegenheit,

mit deinem Christe-Arsch auf Erden,

des frischen  Tages Galgenfrist gerecht zu werden.

 

Der Kranke macht sich an’s Genesen,

„Kloppstock und  Nietzsche,

ich muss die Kerle unbedingt noch einmal lesen.“

 

 

 

Strauss , Abendtext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Strauss

 

Aus der Morgenlilien Mundgeruch,

Jauche-Hauch deodoriert bestäubter Vasen-Pisse,

dieses dünnbebeinte animalische

gewisse,

angewelkte fleischlos kannibalische,

nachlassend träger Männerkräfte,

verblüht zerschminkte Frauensäfte.

 

Abgelaufen ist der Schönheit ausgelieh’ne Frist,

schenke Blumen !

Wenn du erreichen willst dass man dich rasch vergisst.

Technik II , Mittagstext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Technik II

 

Liebe,bleibt sie unerwidert,

obwohl man sie mit manchem bunten Strauss befliedert,

errettet sich indem sie kunstbefiedert

auf des Fühlens höh’re Ebenen entweicht,

wohin des Schmerzes destruktiver Durchschnitts-Arm nicht reicht.

 

Entzieht sich das Objekt durch Herzens-Kühle,

erhältst du dir auf diese kluge Weise,

die Produktivität der ungebundenen Gefühle.

 

 

Krangedicht 5 , Tagestext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Krangedicht 5

 

Erst einer,

ein zweiter,

der dritte,

dann vier,

schließlich ein fünfter Kran,

Großbaustelle,

ein ganzer Klan.

In der trüben halogenen Helle,

verflochtenes Transport-Balett,

stumm gesungenes Quintett,

dreht der Fortschritt sich auf seiner Stillstand-Stelle.

 

Krangedicht 4 , Tagestext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Krangedicht 4

 

Dort wo früher

die Bäume der Krähen standen,

und wir die gute alte Zeit

(im grünen Flicken-Kleid)

in ihrem Flicken-Schatten sitzend fanden,

stehen jetzt Kräne,

krächzen auf Kränen die Krähen empört,

über krähenfeindliche Pläne.

Hat jemals der Profit von Kränen auf Krähengekrächze gehört?

 

Krangedicht 3 , Tagestext vom 13.07. 2017

Posted on 13 Juli, 2017 in Uncategorized

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Krangedicht 3

 

Der Dichter spricht zum Kran:

„Bruder ! Wie wir uns doch gleichen !

Von unserer Erscheinung her flüchtig,

sinnt all unser Wahn

des Strebens beengte Talente

auf ewige Monumente,

süchtig,

in Stein oder Wort,

bis in der letzten Baugrube dunklen Ort,

Ruhm zu erreichen.

Oh Bruder, wie wir uns doch gleichen !“